Ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen
von Nicole Bergstra
Warum ich diesen Text schreibe
Es fällt mir schwer, das immer wieder zu sehen: Medienberichte, die Heilpraktiker*innen pauschal angreifen. Behauptungen, wir seien unqualifiziert, gefährlich oder esoterische Spinner, die mit Pendel Krebs heilen wollen.
Ich bin müde, mich ständig rechtfertigen zu müssen – obwohl ich so viele Menschen begleiten durfte, denen die Schulmedizin nicht mehr weiterhelfen konnte.
Ich schreibe diesen Text für all jene, die verstehen wollen, was wir wirklich tun. Für Patientinnen, die sich informieren möchten. Und für Ärztinnen, die bereit sind, sich auf Augenhöhe auszutauschen.
Meine persönliche Geschichte
Ich war selbst viele Jahre mit einem Zahnarzt verheiratet.
2007 erhielt ich die Diagnose Multiple Sklerose. Und wer hat mich zu einer Heilpraktikerin geschickt? Mein damaliger Mann – ein Zahnarzt.
Ich hatte damals keine Ahnung, was ein Heilpraktiker eigentlich macht. Ich war vollkommen fremd in dieser Welt.
Doch die Behandlungen bei einer verantwortungsvollen Heilpraktikerin haben mir enorm geholfen – körperlich, seelisch, ganzheitlich. Auch meine neugeborenen Kinder habe ich dorthin gebracht, wenn es Probleme gab, bei denen ich beim Kinderarzt keine zufriedenstellende Hilfe fand.
Meine MS ist nicht „geheilt“ – aber ich kann heute deutlich besser damit leben. Ohne diesen Weg wäre das nicht möglich gewesen. Und genau dieser Weg hat mich dazu gebracht, Heilpraktikerin zu werden. Ich wollte verstehen, lernen, wirken – um anderen zu helfen, so wie mir geholfen wurde.
Was Heilpraktiker*innen wirklich leisten – und was ich selbst kritisch sehe
Heilpraktiker wird man nicht mit einem Wochenendkurs. Ich selbst habe mehrere Jahre gelernt – intensiv, strukturiert, schulmedizinisch fundiert.
Aber ich sage es ganz offen: Es gibt kein einheitliches Ausbildungssystem, keine staatlich geregelte Schule. Und genau das bemängele ich auch.
Die Prüfung beim Gesundheitsamt ist hart – und das ist gut so.
80–90 % der Prüflinge fallen durch, weil sie denken, man kann das „nebenbei machen“.
Ich habe mich über Jahre vorbereitet – viel autodidaktisch, mit Fachbüchern, Videos, Kursen.
Ich wurde 2013 in Ingolstadt geprüft – allein, nicht in der Gruppe wie sonst oft üblich.
Von einer Amtsärztin und zwei Heilpraktikern ohne Kompromisse befragt, nachdem ich die schriftliche Prüfung auch erst beim zweiten Mal bestanden hatte.
Es ging um schulmedizinisches Wissen, Notfälle, Infektionsschutz, Recht. Kein Spielraum für Fehler.
Diese Prüfung ist keine Therapieregelprüfung, sondern eine Schulmedizinprüfung auf Verantwortungsniveau.
Und: Wer besteht, darf Heilkunde ausüben – das ist keine Kleinigkeit.
Was mir jedoch fehlt – und das kritisiere ich ausdrücklich – ist die Praxis.
Wir stehen nach der Prüfung plötzlich allein da. Ohne Praktikum. Ohne Klinikzeit. Ohne Anleitung. Wir üben ausschließlich an uns Anwärtern.
Wer Glück hat, findet eine Praxis zum Hospitieren – aber das ist selten.
Deshalb engagieren sich viele Kolleg*innen in Verbänden, Netzwerken und Communities, in denen wir Wissen teilen, Fragen stellen, Lösungen finden.
Ich bin seit 2013 Heilpraktikerin. Ich lerne bis heute jeden Tag weiter. Ich bilde mich fort. Ich höre nie auf, mein Wissen zu hinterfragen. Und ich wünsche mir für neue Kollegen, mehr Struktur und echte Praxismodule – denn wir tragen viel Verantwortung.
Was ich tue – und was nicht
Ich arbeite verantwortungsvoll.
Ich behandle keine Krebserkrankung allein.
Ich pendle nicht.
Ich verspreche keine Wunderheilung.
Ich sage niemandem, er solle Medikamente absetzen – niemals ohne Rücksprache mit dem Arzt.
Ich arbeite begleitend, unterstützend, oft dort, wo Schulmedizin endet oder Menschen sich nicht gesehen fühlen.
Ich kombiniere schulmedizinisches Wissen mit moderner Naturheilkunde.
Meine Schwerpunkte sind unter anderem:
• Mikronährstoffberatung, Blutegel, Schröpfen, Triggerpuntbehandlung
• Darmsanierung und Leberentlastung
• Schmerzpunktbehandlung & manuelle Therapie am Bewegungsapparat
• Akupunktur
• Lasertherapie
• Licht- und Frequenzbehandlung (z. B. mit Kristallmatte/Elvari)
• Prana– als sanfte energetische Unterstützung (keine Wissenschaft)
All diese Verfahren sind wissenschaftlich nachvollziehbar begründet – sie basieren auf nachweisbaren Effekten.
Energie ist messbar. Frequenzen sind messbar. Wer mag, darf sich gern mit Quantenphysik beschäftigen.
Aber das ist kein Muss. Ich biete Möglichkeiten – keine Ideologie. Jeder Patient entscheidet frei.
Zusammenarbeit mit Ärzten – zwischen Wertschätzung und Abwertung
Ich habe beides erlebt:
Ärzte, die mich belächeln – und Ärzte, die mir auf Augenhöhe begegnen.
Ich habe eine enge Freundin, die über 20 Jahre Heilpraktikerin war und heute Ärztin ist.
Sie sagt:
„Die meisten Patienten bräuchten die Hälfte der Medikamente – oder gar keine. Aber das darf ich nicht sagen.“
Sie sieht, wie viel Potenzial Naturheilkunde hätte – wenn man zusammenarbeiten würde.
Leider ist genau das oft das Problem: Es wird nicht zusammengearbeitet.
Wo Naturheilkunde wirkt
Ich begleite Menschen dabei, gesund zu werden oder gesund zu bleiben.
Ich arbeite an der Basis: Darm, Leber, Nervensystem, Stoffwechsel, Immunsystem.
Ich behandle keine Symptome – ich suche nach Ursachen.
Ich sehe täglich, wie Menschen wieder Hoffnung schöpfen, weil sie verstanden werden.
Ich sehe Veränderungen im Labor, im Befinden, im Lebensgefühl.
Ich arbeite mit Dingen, deren Wirkung wissenschaftlich belegbar ist – nicht alternativ, sondern komplementär.
Wenn ich mit meinen Möglichkeiten nicht weiterkomme oder die Beschwerden außerhalb meines Kompetenzbereichs liegen, empfehle ich vertrauenswürdige Fachkollegen oder Ärzte zur weiteren Abklärung. Auch das gehört für mich zu einer verantwortungsvollen Begleitung dazu.
Was ich nicht mehr hinnehme
Was mich verletzt, ist nicht die Kritik –
sondern die Pauschalisierung.
Einzelfälle, die unverantwortlich handeln, werden medial ausgeschlachtet.
Doch dass täglich im Kliniksystem tausende Fehler passieren, Medikamente über Jahre falsch gegeben werden, keiner hinschaut – darüber redet kaum jemand.
Ich wünsche mir Differenzierung. Und Respekt.
Wir sind keine Konkurrenz. Wir sind keine Scharlatane. Wir sind Partner.
Wir bringen etwas zurück, das vielen fehlt: Zeit, Zuhören, Ursachenforschung, Verantwortung.
Was ich mir wünsche
Ich wünsche mir, dass Patienten nachfragen – und dass sie ernst genommen werden.
Ich wünsche mir, dass wir nicht in Schubladen gesteckt werden.
Ich wünsche mir, dass auch Ärzte erkennen:
Denn am Ende geht es nicht um Rechthaben.
Es geht um den Menschen.
Und der verdient das Beste aus beiden Welten.